Reparatur der Vereinslok "OBERURSEL"

Nach einigen Jahren Dienstzeit auf unserem alten Gelände bot sich durch den Umbau der Anlage ebenso die Gelegenheit, über die Wintermonate zwischen den Jahren 2016 und 2017 unsere Vereinslok "OBERURSEL" komplett zu überholen.

 

Die vielen Dienstjahre haben ihre Spuren hinterlaseen. Ausgeschlagene Gleitlager im Fahrwerk, abgefahrene Spurkränze und weitere Verschleißteile mussten erneuert werden.

 

Es bot sich ebenso die Gelegenheit, die Maschine mit zwei zusätzlichen Möglichkeiten des Speisens von Kesselwasser auszustatten. Neben einem zweiten Injektor wurde noch eine Verdrängerpumpe an einem Kreuzkopf montiert. Die Dampfpumpe bekam einen Speisewasservorwärmer und einen neuen Verdrängungsöler.

 

Da der Lokführer nun die Möglichkeiten hat, mit zwei Injektoren, einer Verdrängerpume und einer Dampfspeisepumpe Wasser in den Kessel zu speisen, ist die Gefahr gleich Null, die Lokomotive einmal trocken zu fahren. Somit steht einem regelmäßigem Einsatz nichts mehr im Wege.

Ebenso erneuert wurde die Zylinderentwässerung.

Mittels Dampfdruck bleibt die Zylinderentwässerung geschlossen. Beim zurücknehmen des Dampfdrucks auf die Ventile der Zylinderentwässerung werden durch den Kolbendruck im Zylinder die Ventile geöffnet und das überschüssige, kondensierte Wasser kann entweichen. Die Ventile bestehen aus Teflonscheiben die beim Öffnen durch den Gegendruck der Kolben einen Kanal öffnen, der ins Freie führt.

 

Gut zu erkennen ist der Schieberkastendeckel, den wir, zwecks Einstellbarkeit des Flachschiebers und für Testzwecke mit Druckluft aus 10 mm starken Makrolon gefertigt haben. Das erleichtert das Einstellen der Steuerung unter Druckluft sehr, da man sieht, was man tut und die Öffnungszeiten der Dampfkanäle des Schiebers genau vor Augen hat. Dies war auch notwendig, da wir feststellten, dass die Maschine durch einen Fertigungsfehler der Gegenkurbel auf einer Seite bei Rückwärtsfahrt einen Dampfanal überhaubt nicht geöffnet hatte.

Der Fehler war im Kurbelkreis der Gegenkurbel zu finden. Dieser hatte ganze 5 mm weniger Hub auf der rechten Triebwerksseite als auf der Linken.

Für Interessenten der Funktionsweise einer Dampfsteuerung: Heusinger Steuerung

Weitere Arbeiten waren, die komplette Verrohrung aller Dampfzuleitungen neu zu machen. Dies war nötig, da durch die Erneuerung sämtlicher Elemente die alte Verrohrung einfach nicht mehr passte.

 

Am komplexesten war wohl die Verrohrung der Dampfspeisepumpe. Da diese mit einem Vorwärmer ausgestattet wurde, musste nun der Abdampf der Dampfpumpe und der Zylinderabdampf angezapft und durch den Vorwärmer geführt werden. Das ergab dann einen quasi 2 in 1 Auspuff der Mittels Hosenrohr in den Vorwärmer und von dort ins Freie geführt wird.

 

Diese ganze Verrohrung erinnert ein wenig an Jules Vernes "20.000 Meilen unter dem Meer"  und das daraus ergebene Steam-Punk-Design ... Zugegebener Weise ist es tatsächlich ein wenig eigensinnig und manch einer war beim Anblick etwas verwirrt ... Wiederum andere fanden es einfach nur Geil!

Man mag sich nun darüber Streiten und manch ein wahrer Modellbauer mag die Augen verdrehen, da es nun so gar nicht "scale" ist, allerdings: was hat man im Original nicht alles gemacht, versucht, gebastelt und wieder verworfen ... wer weiß, vielleicht gab es so ein Design auf den alten Feldbahnlokomotiven irgendwo auf dieser Welt ...

 

Der Verdrängungsöler wurde in seiner Größe mehr als verdoppelt, sodass das ständige Öl nachfüllen auch ein Ende hat. Für die Entwässerung des Ölers kam ein kleines Kükenhänchen zum Einsatz. Damit beim öffnen des Ventils das überschüssige Kondenswasser im Öler sich nicht einfach auf dem darunter befindlichen Zylinder verteilt, kam ein modellmässiger Eimer zum Einsatz, der die Öl/Wassersuppe auffängt ...

 

 

 

Na denn: PROST!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach allen Umbau- und Neubaumaßnahmen blieb nur noch Feuer in die Lok zu legen und schauen, ob alles funktioniert. Ich glaube, am Ende haben wir bis zu fünf Mal Feuer in die Lok gelegt, bis alles zu unserer Zufriedenheit funktionierte. Somit waren die kalten Wintermonate, in denen wir nicht draußen auf dem neuen Gelände arbeiten konnten, perfekt ausgenutzt.

 

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